bedrohte Pflanzen und Tiere

bedrohte Pflanzen und Tiere
bedrohte Pflanzen und Tiere,
 
Pflanzen- und Tierarten der Gegenwart, deren Bestand unterschiedlich stark gefährdet ist. Für Deutschland sind etwa 45 000 Tierarten (weltweit etwa 1,4 Mio.) beschrieben, wobei die tatsächliche Zahl höher geschätzt wird (weltweit etwa 10-15 Mio.). Davon sind zur Zeit mehr als 1 000 Arten stark bedroht, und man nimmt an, dass bis Ende des Jahrhunderts 200-300 weitere Arten ausgestorben sein werden. - Von den insgesamt etwa 400 000 bis 500 000 (weltweit) beschriebenen Pflanzenarten sind gegenwärtig allein bei den höheren Pflanzen rd. 10 % gefährdet oder vom Aussterben bedroht (und mit jeder Pflanzenart verschwinden etwa 10-30 auf diese Pflanzenart angewiesene Tierarten, v. a. Insekten). - Neuere Statistiken belegen, dass zurzeit fast 50 Arten (Pflanzen und Tiere) pro Tag verschwinden, d. h. rd. 17 500 Arten pro Jahr, wenn nicht einschneidende Schutzmaßnahmen getroffen werden.
 
 Ursachen
 
Die Ursachen für die stetige Zunahme von im Bestand (und Fortbestand) gefährdeten Arten sind vielfältig. An erster Stelle steht dabei für Pflanzen und Tiere gleichermaßen die Vernichtung von Lebensräumen: Abholzung oder Brandrodung von Wäldern, v. a. auch der Regenwälder; Trockenlegung von Feuchtgebieten; Zerstörung ökologisch intakter Landschaften zugunsten der Schaffung großer landwirtschaftlichen Nutzflächen; Übernutzung natürlicher Ressourcen, z. B. der Meere; durch den Massentourismus bedingte Veränderungen (Verbauung, Verschmutzung und Zerstörung von Stränden oder Dünen, Planierung von Skipisten u. a.). Weiterhin trägt zur Gefährdung der Arten die wachsende Umweltbelastung beziehungsweise -verschmutzung, z. B. die Anreicherung von Giftstoffen innerhalb der Nahrungskette (wohl bekanntestes Beispiel aus den letzten Jahrzehnten sind die chlorierten Kohlenwasserstoffe wie DDT) oder die erbschädigende Wirkung von Giften (z. B. polychlorierte Biphenyle, PCB), wie auch das durch steigende Umweltverschmutzung in Europa hervogerufene so genannte Waldsterben bei. Zur ernsthaften Bedrohung für einheimische Arten kann auch die Einbürgerung fremder Arten werden; so wurden in Australien nach Einbürgerung des Kaninchens (das durch Massenvermehrung zum Nahrungskonkurrenten wurde) mehr als 30 Beuteltierarten ausgerottet; auf Hawaii sind rd. 50 % der zu 90 % endemische Flora durch eingebürgerte fremde Pflanzenarten bedroht. Darüber hinaus sind viele Tierarten durch die Jagd, v. a. wegen des Fleisches, aber auch wegen der Häute und Felle (Krokodile, Schlangen, gefleckte Katzenarten, Robben) und weiterer tierischer Produkte (Horn der Nashörner, Elfenbein, Schildpatt, Pottwalöle u. a.) bedroht sowie durch Eierraub (Adler, Falken, Kraniche, Schildkröten) gefährdet. Auch der immer stärker ansteigende Tierhandel, v. a. um die große Nachfrage nach exotischen Haustieren (z. B. Vögel und Reptilien) und Pflanzen (z. B. Kakteen, Orchideen, Bromelien) zu befriedigen, trägt zur Gefährdung bei.
 
 Maßnahmen
 
Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Pflanzen und Tiere werden in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geregelt, v. a. im Abschnitt »Schutz, Pflege und Entwicklung bestimmter Teile von Natur und Landschaft« (umfasst z. B. die Ausweisung von Schutzgebieten wie Nationalparks, Naturschutzgebieten, Naturparks) und im Abschnitt »Schutz und Pflege wildwachsender Pflanzen und wild lebender Tiere«, der unmittelbar den Artenschutz behandelt. Untersetzt wird es durch verschiedene weitere Regelungen, von denen insbesondere die Bundesartenschutz-VO zu nennen ist, sowie entsprechende Ländergesetze. Weiterhin ist seit 1976 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen durch Gesetz in Kraft gesetzt, das den internationalen Handel mit gefährdeten Arten der frei lebenden Tier- und Pflanzenarten beschränkt. Ferner hat sich Deutschland weiteren internationalen Konventionen angeschlossen. - Der zunehmende Umfang der Roten Listen gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten weist nachdrücklich auf den erheblichen Handlungsbedarf hin, wobei anzumerken ist, dass auch zwischen gesetzlichen Vorgaben und deren Umsetzung bislang eine große Lücke klafft. Dringend notwendig ist in diesem Zusammenhang auch eine Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes Das Fortbestehen der so genannten Land- und Forstwirtschaftsklausel, gemäß der die »ordnungsgemäße Land- und Forstwirtschaft. .. in der Regel mit den Zielen des Naturschutzes übereinstimmen soll«, schränkt die Möglichkeit zur Umsetzung notwendiger Maßnahmen erheblich ein. Bestehende gesetzliche Möglichkeiten werden oft noch nicht im erforderlichen Umfang ausgenutzt (z. B. Eingriffsregelung, Umweltverträglichkeitsprüfung). Auch eine wirksame Kontrolle des Tierhandels auf Einhaltung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens ist aufgrund komplizierter Regelungen und fehlendem qualifiziertem Personal noch nicht durchgängig gewährleistet. - Ohne den engagierten Einsatz von Verbänden und privaten Organisationen, wie Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e. V. (BBU), World Wide Fund for Nature (WWF), Greenpeace Deutschland e. V. und andere, die die Naturschutzbehörden wirksam unterstützen und ergänzen, wären viele Arten in ihrem Bestand wohl noch stärker bedroht.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Artenschutz · Aussterben · Biotop · geschützte Pflanzen und Tiere · Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt · Naturschutz · ökologisches Gleichgewicht · Rote Liste · Umweltschutz · Washingtoner Artenschutzübereinkommen
 
 
Wildlife. Jb. des Weltnaturschutzes, hg. v. N. Sitwell (a. d. Engl., 1977);
 
Erholung u. Artenschutz, hg. v. der Akad. für Naturschutz u. Landschaftspflege (1983);
 
Rote Liste der gefährdeten Tiere u. Pflanzen in der Bundesrep. Dtl., hg. v. J. Blab u. a. (41984);
 U. Sedlag: Tierwelt in Gefahr (1984);
 C. A. von Treuenfels: Abenteuer Naturschutz in Dtl. (1984);
 V. B. Dröscher: Seltene Tiere unserer Heimat (1985);
 
Tierleben aktuell. Portraits bedrohter Tiere, bearb. v. F. Kur (1985);
 H. Stern u. a.: Rettet die Vögel. .. wir brauchen sie (1985);
 W. Hempel u. H. Schiemenz: Unsere geschützten Pflanzen u. Tiere (31990);
 
Rote Listen gefährdeter Pflanzen in der Bundesrep. Dtl. Referate u. Ergebnisse des Arbeitstreffens in der Internat. Naturschutzakad. Insel Vilm. .. 1991, hg. v. der Bundesforschungsanstalt für Naturschutz u. Landschaftsökologie (1992);
 
Gefährdete Pflanzen. Eine Ausw. aus der Roten Liste, bearb. v. A. Handel u. D. Eisenreich (Neuausg. Klagenfurt 1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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